Magda Valèíková – Kalender 2007

Der Kalender von Magda Valèíková auf das Jahr 2007 stellt zwölf Ölbilder aus ihrer jüngsten Schaffenszeit dar. Sechs Landschaftsbilder, drei Stillleben und drei Blumensträuße repräsentieren relativ genau die Verteilung dieser Gattungen in ihrem bildkünstlerischen Werk. Diese Tripolarität ihres Malens hat sich schon sehr früh herausgebildet und stellt fast eine Konstante ihres Malernaturells dar. Ähnlich ist es mit der Technik der Ölmalerei, die sowohl einen konzentrierten wie auch einen spontanen Ausdruck ermöglicht. Die vorgestellte Kollektion kann daher auch als eine Auseinandersetzung verstanden werden zwischen einer immer wandelbaren Inspiration und den ständigen Versuchen, das Ungesehene zu benennen, jedoch in Formen und Techniken, die der Zeit, der Mode und der Vergänglichkeit trotzen. Jede der drei präsentierten und scheinbar stabilisierten Gattungen verfügt aber auch über ihre eigene Möglichkeiten die Zeit zu beschwören und zu vergegenwärtigen, birgt also als etwas Protokalenderhaftes in sich. Wenn auch der Malerei seit je her die Fähigkeit abgesprochen wurde, das Temporale und das Aktionsreiche darzustellen, die Landschaftsmalerei hat es immer wieder versucht. Die Verwandlungen der Landschaft während der vier Jahreszeiten korrespondierten mit dem Kalender, und umgekehrt, der Kalender bot Chancen für das Beleben der Landschaftsmalerei. Die Stillleben dagegen evozierten Dauer und Unwandelbarkeit, die „tote“ Natur, Stille und Ruhe. Die Gattung Blumenstrauß ist in einem gewissen Sinn ein Hybrid zwischen dem Landschaftsbild und dem Stillleben, präsentiert ein in unwandelbare Formen verbanntes Leben. Magda Valèíková kann die erwähnten Möglichkeiten dieser Gattungen nicht nur nutzen, sondern sie unterzieht sie unauffällig und ungezwungen einer Prüfung, indem sie die eine in die andere versetzt und verfolgt, wie sie einander bereichern können. Ihre Landschaftsbilder oszillieren auf den ersten Blick zwischen konkreten Darstellungen einer meist ländlichen Welt und imaginären Traumbildern, in denen Natur und Zivilisation harmonisch aufeinander treffen. Auch wenn in ihnen die Geometrie und Flachheit der Zivilisation mit der Spontaneität der Natur scharf kontrastieren, ist die Atmosphäre auf den Landschaftsbildern von Magda Valèíková fast idyllisch, konfliktlos, ruhig wie im Stillleben. Die Häuser, Kirchen, Brücken stehen in der Natur so, als ob sie seit jeher dazugehörten. Was sich in diesen Landschaften verwandelt, ist nur die Natur, die Zivilisation scheint in patriarchalen Formen zu verharren. Die Zeit in dieser Welt ist nicht gehetzt und leistungsorientiert, sondern sie verläuft natürlich in regelmäßig wiederkehrenden Rhythmen und Kreisläufen. Diese natürlichen Wandlungen sind in den typischen Vegetationszyklen und den mit ihnen charakteristisch verbundenen Tätigkeiten zu beobachten. Die Vegetationszyklen werden auf den Bildern von Magda Valèíková durch ihre lebhafte, spontane und minutiös geteilte Handschrift festgehalten, wie auch durch die Farben, die neben ihren konstruktiven und expressiven Funktionen vor allem ihre benennende Funktion nutzen. Auf den Landschaftsbildern kommen jedoch in den letzten Arbeiten auch kompliziertere Zeitebenen zum Vorschein. In dieser Kollektion ist es vor allem dann, wenn die Zeit auf dem Bild nicht nur durch die Wandlungen und Rhythmen der Natur evoziert wird, sondern auch durch Hinweise auf andere Werke und andere Lokalitäten, die mit Künstlern verbunden sind, denen Magda Valèíková Sympathie und Verehrung entgegen bringt. Das, was nur für die Landschaftsmalerei charakteristisch zu sein scheint, ist auch auf den Blumensträußen zu beobachten, wenn auch in umgekehrter Form. Sind die geometrischen zivilisatorischen Formen auf den Landschaftsbildern immer in einen breiteren Naturkontext eingerahmt, so stellen die Blumensträuße eigentlich die Natur dar, die in den Zivilisationskontext der unveränderlichen Formen von Sachen versetzt sind: in Vasen, Tischflächen, Innenräume. In die Stillleben dringen die angedeuteten Polaritäten in einer anderen Gestalt ein: Während die Landschaften und Blumensträuße von dem bereits mehrmals erwähnten Gegensatz zwischen Vegetation und Zivilisation beherrscht sind, in Stillleben wird die Zeit durch das Aufeinandertreffen von Sachen und Lebewesen heraufbeschwört. Tiere, domestiziert oder gefangen, und präsentiert mit Verweisen auf die Vergänglichkeit des Lebendigen, tragen aber auch noch andere symbolische Funktionen. Die Katze in verschiedenen Farben und diversen Innenräumen kann die Atmosphäre der vier Jahreszeiten zweifellos auch deshalb vergegenwärtigen, weil sie die Verbindung mit Sonne und Mond symbolisiert, je nachdem, wie empfindlich ihre Pupillen auf die beiden Himmelskörper reagieren, nach denen wir seit je her die Zeit abmessen. Die Krebse mit dem Verweis auf das Gestirn des Krebses rufen wiederum die Monate Juni und Juli in Erinnerung. Alle diese angedeuteten Zusammenhängen lassen also deutlich vermuten, dass wir in dem neuen Kalender der Magda Valèíková nicht nur zwölf neue Bilder vor uns haben, sondern auch einen neuerlichen Versuch, Kalender und Malerei noch tiefer miteinander zu verbinden.


MAGDA VALÈÍKOVÁ, geboren am 17. 4. 1973 in Kyjov / Tschechien, bildete sich theoretisch und praktisch im Atelier ihres Vaters, des Malers Josef Valèík aus. Seit 1993 widmet sie sich ausschließlich dem Malen als freischaffende Künstlerin. Mit ihrem Vater hatte sie Ausstellungen in Österreich, in Tschechien z.B. in Zlín, Pardubice, Pøerov, Uherské Hradištì , Brno und in Prag. Ihre Bilder sind in Privatgalerien in der ganzen Tschechischen Republik vertreten, eine Dauerausstellung hat sie in der Familiengalerie GALERIE ATELIÉR VALÈÍK ORIGINÁL in Brno. Magdas Bilder gingen in private Sammlungen nach Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Griechenland und in die USA. Sie lebt und schafft in Brno.


Doz. PhDr. Marian Zervan, PhD. (1952) ist Theoretiker und Ästhetiker der Kunst und der zeitgenössischen Architektur. Er schrieb Bücher über sakrale Ikonographie, ist Kurator von Ausstellungen über die slowakische Gegenwartsarchitektur im In- und Ausland, für die er umfangreiche Studien in die Ausstellungskataloge verfasst hat. Er wirkte als Dozent an der Fakultät für Architektur der TU Bratislava, zur Zeit ist er auch Dozent an der Hochschule für bildende Kunst in Bratislava.