Aleš Valčík

 

Aleš Valčík ist das zweite Mitglied des Ateliér Valčík, das sich bis jetzt ausschließlich der Malerei widmet. Auch wenn er ins Ateliér als ausgebildeter Fotograf kommt, bleibt er dem Medium der Malerei treu. Aleš Valčík kultiviert neben den schwindenden Gattungen der Landschaftsbilder, Vedutten und Marinen auch die immer seltenere Technik des Aquarells. Wir könnten darüber nachsinnen, ob gerade das Aquarell mit seiner Spannung zwischen einer scharfen und unscharfen Form nicht der Entstehung einer Fotografie nahe steht. Ebenso könnten wir einen gemeinsamen Nenner des Fotografischen und Malerischen suchen in der Nähe der Vedutten und Marinen zu Ansichtskarten, aber dadurch kommen wir nur sehr vage einer weiteren Art des Malens näher, durch die sich das Ateliér Valčík präsentiert. Anfangs war das charakteristische Merkmal für die Bilder von Aleš Valčík die strenge Einschränkung des Malens durch Technik und Gattung.  Später wurde die Homogenität der Gattung durch Blumensträuße und manchmal auch Stillleben durchbrochen, aber die Treue der Technik blieb. Als ob die Verschiedenheit der Gattungen ein gemeinsamer Nenner des ganzen Ateliér Valčík wäre und die Monotechnik wieder sein differenzierendes Merkmal. Aber wir können noch tiefer gehen. Die Valčíks unterscheiden sich auch durch die Typen der gemalten Landschaften. Wenn die von Josef monochromatisch und ideal, die von Magda wieder farbenfroh, konkret mährisch und böhmisch oder verallgemeinert, sind die Landschaften von Aleš zwar ebenso reich an Farben, aber viel vielfältiger. Es handelt sich nicht nur um heimatliche Landschaften, aber oft auch um fremdländische, exotische Szenerien von Landschaften und Städten. Aus der Sicht der Technik und der Handschrift bevorzugt Josef Valčík eine breitere plastische Geste. Magda Valčíková neigt zur Polarität zwischen winzigen pastosen Farbflecken und flachen Formen. Aleš Valčík als Aquarellmaler baut im Gegenteil auf dem Kontrast zwischen einer durchsichtigen oder durchleuchtenden Farbfläche und den undurchsichtigen Formen der Natur oder Zivilisation. Eine wichtige Rolle spielt so in seinem Malen neben der Farbe auch das Licht, das durch ein veränderliches farbiges Medium bis zum Untergrund durchdringt. Dieser ist meistens weiß. Das Licht wird von dem Untergrund teils zurück reflektiert, teils eingefangen, je nach der Art der dominierenden Farbpigmente. Darüber hinaus kann das Licht geblendet sein, verdeckt, und Schatten unterschiedlicher Intensität werfen. Aus diesem Grund spielen auf den Bildern von Aleš Valčík zwei Elemente eine viel wichtigere Rolle als bei Josef und Magda: das Wasser und die Luft. Nicht nur dass sie dem Charakter eines Aquarells am ehesten entsprechen, aber sie verweisen darauf auch als Zeichen. Aus demselben Grund haben die Landschaften einen niedrigen Horizont, so dass eine relativ große Fläche die Wolken einnehmen. Ihr Pendant sind ausgedehnte Wasserflächen von Seen und Meeren. Diese zwei Elemente bilden die horizontale Zusammensetzung des Bildes. Diese zwei horizontalen Welten werden miteinander durch Vertikalen unterschiedlichen Natur verbunden: am häufigsten sind es Bäume, Blütenstauden, aber auch Schiffsmaste oder Schornsteine. Die unsteten und veränderlichen Lichteigenschaften von Himmel und Wasserflächen im Gegensatz zu den stabileren Farbeigenschaften von Bäumen, Häusern oder Schiffen sind die Grenzen, innerhalb deren sich ein vielfältiges und feines Spiel von Übergängen entfalten kann. Und wiederum geht es in erster Linie um Übergänge von Farben und Lichtern. Die Baumwipfeln, die Blüten, die Farbflecken auf Baumstämmen sind Gebiete, wo sich die Horizontalen und Vertikalen in sich verkeilen und glitzernde Lichteffekte entstehen lassen. Die Aquarelle bewegen sich wohl wirklich irgendwo zwischen Malerei und Fotografie. Während das fotografische Bild durch die physikalische Einwirkung von Licht entsteht, welches die Farben nicht nur hervorruft, sondern darin auch festgehalten wird, das Aquarellbild entsteht durch die physikalische Wirkung von Farbpigmenten und Wasser. In diesem teils gezielten Orchestrationsspiel des Malers und teils zufälligen Naturschauspiel werden dem Licht die Wege gelegt, das die Wege dann wieder rückwirkend vereint und in rhythmische Schwingungen bringt. Vielleicht ist es gerade diese Position zwischen Fotografie und Malerei, die Aleš Valčík bis jetzt am besten liegt.

 

Doz. PhDr. Marian Zervan, PhD. (1952) ist Theoretiker und Ästhetiker der Kunst und der zeitgenössischen Architektur. Er schrieb Bücher über sakrale Ikonographie, ist Kurator von Ausstellungen über die slowakische Gegenwartsarchitektur im In- und Ausland, für die er umfangreiche Studien in die Ausstellungskataloge verfasst hat. Er wirkte als Dozent an der Fakultät für Architektur der TU Bratislava, gegenwärtig ist er auch Dozent an der Hochschule für bildende Kunst in Bratislava.