Magda Valčíková

 

Magda Valčíková ist im Ateliér Valčík der feste Rückhalt des Malens. Seit Mitte der 90-er Jahre bis heute hat sie das Medium des Malens nie verlassen. Ihre Welt des Malens setzt sich aus Ölbildern von Landschaften, Stillleben und Blumensträußen zusammen und heute ist es schon irrelevant, ob die Schulung des Vaters dabei eine Rolle gespielt hat oder ihre natürliche Orientierung und Neigung. Das, dass Magda Valčíková das Medium der Malerei noch nie überschritten hat, bedeutet jedoch nicht, dass ihre malerische Welt nur die reine Malerei wäre, also eine Welt von Flächen und Farben ohne Volumen und Raum. Dem widerspricht gleich ihr Interesse für die traditionellen Gattungen des Malens. In Landschaftsbildern, Blumensträußen und Stillleben treffen wir in der Regel auf natürliche, vorgefundene oder auch künstlich geschaffene Gegenstände. Ihre Formen können sehr unterschiedlich sein, und die Art ihrer Vergegenwärtigung kann von einer sehr allgemeinen Andeutung bis zu konkreten Collagen und Assamblagen schwanken. Auch wenn Magda Valčíková ihre Stillleben stilisiert und ihre Landschaften bald konkrete, bald verallgemeinerte mährische Lokalitäten, ja manchmal auch Landschaften unserer Tagträume sind, die Welt der Gegenstände verlässt sie nie. Im Gegenteil, die Welt der Sachen ist das, was sie am meisten interessiert. Lebendige Wesen, Menschen oder sich bewegende Tiere treffen sind auf ihren Bildern nur selten anzutreffen. Die lebendige Welt ist ausschließlich nur durch die Natur, die Bäume, Felder oder Wiesen vertreten. In Stillleben kommt auch die Tierwelt vor, aber diese entbehrt entweder fast jeder Bewegung in Gestalt von sitzenden oder schlafenden Katzen, oder ist gar endgültig des Lebens beraubt wie bei den Krebsen auf Tischen. Dasselbe betrifft die Blumen in Vasen, die zwar noch leben, aber aus ihrer natürlichen Umgebung entrissen sind. Diese charakteristische stille Welt könnte uns zu der Hypothese verleiten, dass Magda Valčíková eigentlich eine Malerin von Stillleben, einer totgemachten Natur ist. Wie verlockend diese Hypothese auch sein mag, völlig zutreffend ist sie nicht. Dagegen sprechen in erster Linie ihre Landschaftsbilder. Auch wenn wir die Annahme akzeptieren würden, dass auch hier die Natur eigentlich eine idealisierte, erträumte und verallgemeinerte Natur sei, kommen hier auch solche Bilder vor, wo die Titel der Bilder auf konkrete Landschaften verweisen. Manchmal direkt, ein anderes Mal über Bilder anderer Maler, aber das schließt nicht aus, dass es hier auch um konkrete Landschaften geht. Auf diesen Bildern steht die Natur, repräsentiert durch die Elemente und vor allem durch die Vegetation, im direkten Gegensatz zur Zivilisation, die durch verschiedene Formen menschlicher Behausungen vertreten ist. Gerade dieser Gegensatz zwischen Natur und Zivilisation bildet den Grundstein der Bilder von Magda Valčíková, der den Intentionen der reinen Malerei widerspricht. In der Malersprache heißt das, dass ihre Bilder von einer Spannung zwischen geometrischen und organischen Formen durchdrungen sind. Den erwähnten Intentionen widerspricht auch das Interesse der Malerin um Volumen und Räume, was die Behauptung berechtigt, dass ihre Bilder sowohl plastisch als auch architektonisch sind. Auch wenn die menschlichen Bauten aus geometrischen Flächen gebildet sind und die Vegetation durch das Wachstumsprinzip gekennzeichnet ist, beide diese kontroversen Arten der Entstehung von Formen sind an dem Aufbau der Bilder und ihrer plastischen und räumlichen Dimensionen gleichwertig beteiligt. Auf den aus plastischen Formen aufgebauten Bildern der Magda Valčíková ist auch die Tiefe immer illusiv angedeutet. Diese ist jedoch nicht nur einer geometrischen oder empirischen farbigen oder luftigen Perspektive untergeordnet. Im Gegenteil, gerade durch Ansätze zur Verletzung der beiden Methoden mit Hilfe einer verkehrten oder Bedeutung tragenden Perspektive gelangen in die Welt der Bilder von Magda Valčíková Fragmente der naiven Malerei, die zu einer der Quellen von ständiger Inspiration wurde.  Wenn wir uns aber ansprechen lassen von ihrer Malerhandschrift, dann kommen wir doch langsam aus der Welt der konkreten Sachen und Formen in die Welt der reinen Malerei, in die Welt der winzigen geteilten Farbflecken, die die Welt der lebendigen Natur definieren, und in die Welt der lang gezogenen Flächen, welche Elemente und Bauten bezeichnen. Der feste Rückhalt der Malerin Magda Valčíková ist gerade dieser Dialog zwischen Schichten einer reinen und einer hybriden Malerei. Und dieser Dialog scheint uns immer wieder neue Überraschungen vorzubereiten in einer immer neuen Rückkehr zu Themen und Gattungen einer traditionellen Malerei.

Doz. PhDr. Marian Zervan, PhD. (1952) ist Theoretiker und Ästhetiker der Kunst und der zeitgenössischen Architektur. Er schrieb Bücher über sakrale Ikonographie, ist Kurator von Ausstellungen über die slowakische Gegenwartsarchitektur im In- und Ausland, für die er umfangreiche Studien in die Ausstellungskataloge verfasst hat. Er wirkte als Dozent an der Fakultät für Architektur der TU Bratislava, gegenwärtig ist er auch Dozent an der Hochschule für bildende Kunst in Bratislava.